Kultur trifft Bike: Motorradtouren rund um Wien

Wer als Biker Wien nur mit Schnitzel, Sachertorte, Schönbrunn und Stephansdom verbindet, der verpasst definitiv etwas. Sicher, die österreichische Bundeshauptstadt ist hauptsächlich wegen ihrer kulturellen und kulinarischen Highlights bekannt – doch ein Besuch mit dem Bike lohnt sich für Motorradfans in jedem Fall.

Wien-Panorama
Panorama Wien © Feljander / pixelio.de | 2radblog.de

Wiener Motorradfreunde schätzen die landschaftliche Vielfalt, die die Hauptstadt umgibt. Nach Osten geht es in die Pannonische Tiefebene, die mit weitem Ausblick und vielen Sonnenstunden lockt. Nach Norden schließt sich das Weinviertel mit grünen Hügeln und Straßen, die sich zwischen den Weingärten hindurch winden, an. Nach Westen geht es durch den Wienerwald und die Ausläufer der Kalkalpen – ein wahres Paradies für Motorradfahrer mit durchaus anspruchsvollen Strecken. Im Süden schließlich findet sich erst das Wiener Becken, aus dem sich nach kurzer Fahrt Wechsel und Semmering erheben, eine abwechslungsreiche Kombination aus Berg und Ebene, Wald und Feld ist garantiert.

Wissenswertes und Tipps rund um die Wiener Bikerstrecken

Die Motorradtouren in Wien und Umgebung sind so unterschiedlich wie die Landschaft. Für jeden Geschmack und jedes Können gibt es passende Routen. Ganz nach Lust und Laune kann entschieden werden, ob es heute eine gemütliche Tour zu einem der urigen Heurigen (am ehesten vergleichbar mit Weinkellern, die ein paar Wochen im Jahr neben dem Wein auch kalte Speisen anbieten) im Weinviertel gehen soll, ob die Schlösser im Marchfeld besichtigt werden oder ob ein Klassiker der Wiener Bikefans auf dem Programm steht. Die Tourenlänge beträgt je nach Startpunkt in Wien zwischen eineinhalb und sechs Stunden, eine Pause zur Erfrischung nicht mit eingerechnet.

Für die Unterbringung in Wien gilt als Faustregel, dass Hotels im Zentrum oder auch innerhalb des Gürtels (eine der Hauptverkehrsadern Wiens, die sich annähernd ringförmig um die Bezirke 2 bis 9 legt, und eigentlich immer verstopft ist) für Motorradfans eher weniger geeignet sind. Parkplätze sind hier dank der städtischen Regelungen Mangelware und die Wiener Sehenswürdigkeiten lassen sich ohnehin besser zu Fuß oder mit den Öffis, dem Wiener ÖPNV erkunden. Quartiere in den Randbezirken sind dafür oft Biker-freundlich, speziell, wenn sie in der Nähe oder entlang der beliebten Strecken liegen.

Motorrad Reise Österreich
Motorradtour © Seehase / pixelio.de | 2rdblog.de

Die Gastwirte und Heurigenbetreiber an den Motorrad-Klassikern schätzen ihre Kunden auf zwei Rädern sehr. Manche bieten sogar Services speziell für Biker an oder haben ihre Parkplätze und Zufahrten ohne Schotter gestaltet. Das wissen natürlich die Wiener Motorradfreunde auch, weswegen besonders an sonnigen Wochenenden und Feiertagen im Frühling hier großer Andrang herrscht. Wenn möglich, sollte daher auf normale Wochentage ausgewichen werden, und die An- und Abreise auf ein Wochenende gelegt. Denn dann ist auf den Hauptverkehrsrouten Österreichs mit deutlich weniger Verkehr zu rechnen – so reist es sich dann auch viel entspannter.

Eine Auswahl der schönsten Routen rund um Wien

Natürlich gibt es unendlich viele Motorradtouren, die rund um Wien empfehlenswert wären. Aber hier sind drei Klassiker, die sich kein Motorradfan entgehen lassen sollte.

Die Wiener „Hausrunde“ (Fahrstrecke etwa 80 Kilometer, Dauer rund 2 Stunden)

Die kürzeste Strecke unter den Motorrad-Klassiker ist ein echtes Sahnestückchen. Auf nur 80 Kilometern ist alles versammelt, was das Biker-Herz begehrt: kurvige Strecken durch den Wald, wunderbare Rastplätze und eine einmalige Aussicht über Wien. Los geht es im 19. Bezirk, über Neuwaldegg den Exelberg hinauf, enge Sträßchen und Waldidylle in der Großstadt inklusive. Dann weiter zum Tulbinger Kogel wieder hinunter ins Tullnerfeld. Ein Stück die Bundesstraße entlang und dann von Königstetten hinauf zur Dopplerhütte, die zwar nicht mehr bewirtschaftet wird, aber immer noch Treffpunkt für Motorradfreunde ist. Vor allem, weil sich die Straße dorthin in eleganten Serpentinen windet, die jede Menge Fahrspaß versprechen. Von dort wieder hinunter nach St. Andrä-Wördern, durch die Hagenbachklamm, die sich auch für einen Spaziergang anbietet, nach Klosterneuburg. Dort dann weiter auf die Höhenstraße, die noch wie zu Kaisers Zeiten gepflastert ist, hier als aufmerksam fahren! Oben am Kahlenberg angekommen, lohnt es sich, das Bike kurz abzustellen und auf Kaffee und Kuchen zu gehen. Die Aussicht über Wien auf der Terrasse ist immer wieder atemberaubend und sollte zum Fixprogramm gehören. Vom Kahlenberg geht es dann über den Cobenzl wieder zurück nach Wien.

Romantiktour durch die Wachau (etwa 240 Kilometer, Dauer vier bis fünf Stunden)

Die Wachau, eines der schönsten Gebiete am Ufer der Donau, ist aus zahlreichen österreichischen Heimatfilmen bestens bekannt. Aber auch die Marillenblüte und die Weinbauern der Gegend sind immer wieder Anziehungspunkt für Besucher aus aller Herren Länder. Die Tour startet von Wien aus und führt über die Autobahn und die Bundesstraße die Donau hinauf nach Krems. Gleich hinter Krems beginnt die Wachau und die Landschaft wird von flach zu hügelig. Von Krems geht es weiter neben der Donau Richtung Melk dahin, auf einer gut ausgebauten Straße durch zahlreiche Orte. Dort finden sich unzählige Sehenswürdigkeiten, die sich eigentlich gar nicht im Rahmen einer Tagestour abdecken lassen. Schon in Krems finden sich zum Beispiel das Weinmuseum oder der historische Stadtteil Krems-Stein, die zu einer Entdeckungstour einladen. Ein Stück weiter Donau-aufwärts befindet sich Dürnstein. Zu Ritterzeiten eine Donau-Mautstelle, wartet der Ort mit so vielen Attraktionen auf, dass die Tour hier schon enden könnte. Neben der Burgruine, in der der Sage nach Richard Löwenherz eingekerkert war, dem Augustinerchorherrenstift und dem Schloss finden sich noch unzählige andere Sehenswürdigkeiten. Wer weiter fährt, kommt am Schifffahrtsmuseum in Stift vorbei und kann in Aggsbach Markt den Fundort der „Venus von Willendorf“ besichtigen. In Melk schließlich gibt es das weltberühmte Stift mit der Stiftssammlung, das für Kulturinteressierte allein schon eine Reise wert wäre. Dort gibt es auch eine Donaubrücke, über die es auf das rechte Donauufer geht. Dort sind die Straßen enger und es geht durch kleine Dörfer durch die romantische Landschaft der Wachau nach Traismauer. Von dort gelangt man über die Bundesstraße 1 und den Riederberg wieder nach Wien.

Pflichtprogramm: die „Kalte Kuchl“ (etwa 200 Kilometer, Dauer rund vier bis sechs Stunden)

Traumhafte Landschaft, kurvenreiche Strecke zwischen Laubwäldern und ein kulinarisches Highlight machen die Kalte Kuchl zum Pflichtprogramm für jeden Motorradfan in und um Wien. Entsprechend viele Motorräder sieht man auf der Strecke und entsprechend viel wird die Geschwindigkeit und der Lärm von der Polizei kontrolliert – gutes Benehmen ist also angesagt. Doch diese Tour ist ohnehin zu schön, um sie im Schnelldurchlauf zu absolvieren. Los geht es im Süden Wiens, die Weinstraßen entlang über Guntramsdorf und in die Thermenregion um Baden und Bad Vöslau. Von dort geht es weiter über Berndorf und Pernitz nach Gutenstein. Von dort gibt es zwei Varianten: über den Rohrersattel oder die Haselrast. Die Haselrast ist zwar die schönere Strecke, aber nur für Genießer geeignet, da hier viel kontrolliert wird. Höhepunkt ist dann der Gasthof „Zur Kalten Kuchl“. Die unzähligen Motorräder am Parkplatz zeugen von der Beliebtheit der Gaststätte, die mit ausgezeichnetem Essen in schöner Landschaft punktet. Besonders hier gilt: Rücksicht nehmen – die Sperre dieser Biker-Pilgerroute steht immer wieder zur Diskussion. Von der Kalten Kuchl führt die Strecke dann über Ramsau und Hainfeld nach Sankt Corona am Schöpfl.

Die kurvenreiche Straße ist von Laubwäldern gesäumt und speziell im Herbst besonders farbenprächtig. Zurück in den Westen Wiens führen dann die Landstraßen durch kleine Täler des Wienerwalds durch Purkersdorf und Pressbaum. Die zahlreichen Alternativen zur An- und Abfahrt von der Kalten Kuchl bieten schöne Varianten dieser Tour, diese aufzulisten, würde den Rahmen hier aber eindeutig sprengen.

5 Kommentare

  1. Hallo,
    und DANKE für deinen Bericht!
    Wir planen gerade eine Österreichtour für Anfang September und freuen uns über tolle Tipps. Wir sind eine Clique von 11 Leuten und freuen uns schon riesig auf den Urlaub!

  2. Servus,

    danke für deinen ausführlichen Blogeintrag. Ich war selbst schon zwei mal in Wien jedoch leider noch nicht mit dem Motorrad, wir planen jedoch derzeit ein paar Tage zu verreisen und da würde sich Wien anbieten.

    Gruß Berni

  3. Grüß Dich,

    Wow tolle Tipps, genau wonach ich gesucht habe! Ich fahre nächste Woche mit 4 meiner Kumpels nach Wien und da bieten sich so welche Infos sehr gut an! Vielen Dank.

    Grüße Denis

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